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Schon 1868 wurde auf der Münsinger Alb über den Anschluß an das Schienenetz diskutiert. Damals hatte sich ein Eisenbahnkomitee gegründet, in dem Geschäftsleute und Lokalpolitiker aus Münsingen vertreten waren. Auch in anderen Gemeinden auf der Alb wurden zu jener Zeit solche Komitees
gegründet. Einen zusätzlichen Schub erhielt die Diskussion mit der Eröffnung der Ermstalbahn von Metzingen nach Urach im Jahre 1873.

Im Ermstal war man sich seinerzeit einig, daß ein Weiterbau der Schiene über die Alb erfolgen mußte. Auch ein großer Teil der Münsinger Öffentlichkeit plädierte für diese Linie. Gleichzeitig kamen aber auch im Echaztal Stimmen auf, die einen Bau der Strecke von Reutlingen über Honau nach Münsingen forderten. Schließlich - so wurde schon damals argumentiert - bestehe aufgrund der rasanten industriellen Entwicklung ein großer Bedarf an Arbeitskräften aus dem Hinterland.

Für die Generaldirektion der Staatseisenbahnen in Stuttgart war klar, daß es sich bei einer Schienenstrecke über die Alb - egal wie die Trasse verläuft - nur um eine Nebenbahn handeln könne,
welche kostengünstiger zu realisieren war. Nach Vergleich von Topographie, Wirtschaftskraft und Bevölkerungszahl kam man zu dem Schluß, daß sich finanziell beide Trassen nicht lohnen würden. Falls man aber doch bauen wollte, hätte - aufgrund der höheren Bevölkerungszahl - die Führung durch das Echaztal leichte Vorteile.

Das größte Problem war - auch finanzieller Art - von Anfang an der Albaufstieg. Erst als sich die Technik der Zahnradbahn, wie in der Schweiz oder im Höllental im Südschwarzwald, als kostengünstige Alternative anbot, stimmte der Landtag 1889 dem Bauprojekt von Reutlingen durch das Echaztal nach Münsingen zu.

Am 30. September 1893 fuhr der Eröffnungszug von Reutlingen nach Münsingen, wo damals noch Endstation war. Damit war die letzte württembergische Oberamtsstadt ans Eisenbahnnetz angeschlossen. Nun aber entbrannte der Streit, wie die Strecke weitergeführt werden solle. Die Einrichtung des Truppenübungsplatzes im Jahr 1895 forcierte dann die Entscheidung zugunsten der Verbindung über Schelklingen nach Ulm, weil eine Verknüpfung mit der Garnisonsstadt Ulm nun wichtiger war denn je.

Ab dem Jahr 1901 fuhren die Züge durchgehend von Reutlingen über die Alb nach Ulm. Entgegen
allen Erwartungen war die neue Strecke ein finanzieller Erfolg. Sowohl im Güterverkehr - der Albbahnhof Münsingen lag 1909 im Güterumschlag an 57. Stelle der württembergischen Bahnhöfe - als auch im Pendlerverkehr. Auch touristisch wurde die neue Eisenbahn genutzt. An den Wochenenden wurden ganze Touristenscharen zu den touristischen Anziehungspunkten entlang der Strecke gebracht. Das 1912 erbaute "Albhotel Traifelberg" läßt den Verkehr damals nur erahnen. Weitere Ausbaupläne, wie zum Beispiel ein zusätzlicher Bahnanschluß nach Urach, wurden von der Eisenbahnverwaltung trotz teilweise starken Verkehrs auf der Strecke immer abgeblockt.

1969 wurde der Personenverkehr auf der Strecke eingestellt, nur von Reutlingen bis Honau fuhren bis 1981 noch Personenzüge. 1983 kam das Ende für den Güterverkehr auf der Echazschiene, und noch im selben Jahr wurden die Gleise bis Reutlingen Süd demontiert. 1995 wurde dann auch der Güterverkehr auf der Strecke Engstingen-Münsingen eingestellt.

Nach dem Rückzug der Bundeswehr vom Standort Haid verlor die Strecke ihre bis dahin einzige Nutzung für den Militärverkehr, die DB beantragte die Stillegung der Strecke Oberheutal-Kleinengstingen. In letzter Minute konnte durch das Engagement des Landkreises Reutlingen und der Anliegergemeinden eine Lösung zum Erhalt der Strecke gefunden werden. Im Frühjahr 1999 übernahm die Erms-Neckar-Bahn die Betriebsführung auf der Bahn und das zweite Leben der Strecke konnte beginnen. Seither pendelt der Ulmer Spatz im Rahmen des "Freizeitnetz Schwäbische Alb" auf der nunmehr "Schwäbische Alb-Bahn" genannten Strecke.

Im Rahmen weiterer Sparmaßnahmen bei den Streitkräften wurde die Schließung des Truppenübungsplatzes Münsingen bis Ende 2005 beschlossen. Durch den Wegfall der Bahntransporte vom Militärbahnhof Oberheutal droht dem bisher noch von der DB betriebenen Abschnitt Oberheutal-Schelklingen nun das gleiche Schicksal wie dem oberen Abschnitt im Jahr 1999. Wieder muss durch das Engagement der Gebietskörperschaften die Stillegung abgewendet werden um die Nutzung als Eisenbahninfrastruktur unter anderem für die beliebten Touristikfahrten zu ermöglichen.

 





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